Ahorntal Geschichte Bayernatlas 1925

Geschichte Burg Rabenstein

Wer noch vor einigen Jahr­zehnten auf der Straße von Behrin­gers­mühle nach Bayreuth fuhr, gewahrte drei Kilo­meter nach Oberails­feld bei einer Talwin­dung plötz­lich vor sich die male­ri­sche Burg Raben­stein, die Perle des Ails­bach­tales. Der älteste, ruinöse Bau — ganz vorne auf der Felsen­spitze — ist im letzten Viertel des 12. Jahr­hun­derts entstanden. Dieser kleine Ansitz gehörte zur Herr­schaft Waischen­feld und kam nach dem Erlö­schen der dortigen Dynasten an deren Erben, die Schlüs­sel­berger. In diese Zeit — wohl kurz nach 1219 — fällt der Ausbau der Vorburg. Der alte Brücken­bogen, der beide Wehr­bauten verband, ist noch heute aus den Bauele­menten zu erkennen.

Nach 1188 tritt ein Minis­te­ria­len­ge­schlecht urkund­lich hervor, das sich nach der Burg nannte. Es führte den Raben im Wappen. Doch im Laufe des 13. Jahr­hun­derts hatte es den Sitz Raben­stein aufge­geben und sich ins Ahorntal zurück­ge­zogen. In der Folge saßen die Groß auf der Burg; sie nannten sich nach ihr Groß von Raben­stein. Als die Schlüs­sel­berger 1347 erlo­schen, gelangte das Felsen­schloss an die Burg­grafen von Nürn­berg, die es an verschie­dene Adelige verliehen. 1400 über­nahm Konrad von Aufseß die Burg. Dabei musste er sich dem Burg­grafen gegen­über verpflichten, inner­halb von drei Jahren 900 Pfund Heller in sie zu verbauen.

Dieser Passus lässt den Schluss zu, dass Raben­stein im Verlauf des Städ­te­krieges 1388 in Mitlei­den­schaft gezogen wurde, zumal das nur drei Kilo­meter entfernte Rabeneck ja tatsäch­lich einge­nommen wurde. Im Hussi­ten­krieg scheint das Schloss verschont geblieben zu sein. Doch der Fürs­ten­krieg zwischen dem Mark­grafen Albrecht Achilles von Bran­den­burg und Herzog Ludwig von Bayern-Landshut brachte 1460 die Zerstö­rung Raben­steins. Als nämlich 1489 Konz von Wirs­berg von den Mark­grafen Fried­rich und Sieg­mund mit dem Burg­stall und Wale (= Stelle einer ehema­ligen Burg) Raben­stein belehnt wurde, war dies an die Bedin­gung eines Wieder­auf­baues inner­halb von acht Jahren geknüpft. Wört­lich bekannte der Wirs­berger: … das ich oder mein erben das vermelt wale Raben­stein in acht jaren den nebsten mit purck­li­chen paw zurichten und bezy­mern sollen …

Der Neubau umfasste Vor- und Haupt­burg; hinzu kamen die beiden Zwinger und die Halb­rund­türme im West­zwinger sowie der heute noch stehende runde Wart­turm auf über­höhtem Fels östlich des inneren Tortraktes. Nach dem Chro­no­gramm 1495 am äußeren Tor war der Bau bereits nach sechs Jahren wieder aufgeführt.

Von den Wirs­berg ging das Lehen kurz an die Stiebar und schließ­lich 1557 an die Raben­stein über, die damit nach etwa drei Jahr­hun­derten ihren alten, namen­ge­benden Stamm­sitz zurück erworben hatten. Daniel von Raben­stein ließ 1570 die Burg entschei­dend umbauen. In der Vorburg entstand eine drei­flü­ge­lige Renais­sance-Anlage, deren Haupt­trakt im Westen stand, von dem zwei Seiten­flügel nach Osten vorsprangen und die dabei einen nach Osten offenen Innenhof bildeten. In ihm befand sich der runde Wart­turm aus der Wirs­berg-Periode und nun neu ein eben­falls runder Trep­pen­turm, dessen Ruinen bis 1829 standen. Seine gerun­deten Funda­mente waren noch 1974 im Keller unter dem Schloss­gärt­chen zu erkennen. Weiter fasste Daniel von Raben­stein die beiden Burg­teile baulich zusammen.

Graben und Fels­spalt, die bisher Haupt- und Vorburg getrennt hatten, wurden zuge­mauert; der eins­tige Brücken­bogen ist noch immer im Mauer­werk sichtbar. Ein weiterer Trep­pen­turm führte zu den Räumen des sog. “Ritter­saales”, dem Bau auf der äußersten Südspitze. Die Wappen Daniels von Raben­stein und seiner Gemahlin Marga­rete von Kerpen zieren noch heute das Schloss­portal, das nun — eben­falls im Jahre 1570 — nach Einwöl­bung des ursprüng­li­chen Vorhofes mit dem neuen Renais­sance-Gebäude baulich verbunden und über­dacht wurde. Über den breiten Graben führte eine Stein- mit anschlie­ßender Zugbrücke. Letz­tere ist inzwi­schen verschwunden, dafür die Brücke bis an das Schloss geführt. Es ist anzu­nehmen, dass der Wirt­schaftshof damals schon ummauert wurde, obwohl die Ring­mauer erst 1656 erwähnt ist.

Leider ging die schöne Burg­an­lage im Drei­ßig­jäh­rigen Krieg zugrunde. Hans Chris­toph von Raben­stein hielt es mit den Schweden. Nach deren Abzug fiel das erbit­terte katho­li­sche Land­volk um Waischen­feld, das vorher schwer zu leiden hatte, über die Burg her und brannte sie nieder. Der größte Teil des Schlosses blieb als Ruine liegen. Die Raben­steiner stellten ledig­lich einige Gebäude im Westen der ehema­ligen Vorburg wieder her; sie selbst verlegten ihren Wohn­sitz nach Kirch­ahorn und Weiher. Der Wirt­schaftshof vor dem Graben mit seiner Ring­mauer wurde jedoch völlig instand­ge­setzt; er musste ja die Einkünfte des Geschlechts gewähr­leisten. Weitere Baumaß­nahmen sind aus den Jahren 1648 und 1656, ferner 1686 bis 1692 sowie 1728 nachgewiesen.

Mit Peter Johann Albrecht von Raben­stein starb 1742 das Geschlecht aus. Die Grafen von Schön­born-Wiesen­t­heid empfingen Raben­stein vom Mark­grafen als Ritter­mann­lehen. Anläss­lich eines ange­kün­digten Königs­be­su­ches ließ Graf Franz-Erwein 1829/30 die Halb­ruine umge­stalten. Dabei mussten leider Ruinen­teile einge­legt werden, darunter der 1570 errich­tete Trep­pen­turm im Innenhof. Dieser ehema­lige Burghof wurde jetzt mit Erdreich aufge­füllt und damit ein reizender Burg­garten geschaffen. Er war bis 1975 eine viel besuchte Attrak­tion der Frän­ki­schen Schweiz. Ganz einmalig war die male­ri­sche Verbin­dung von Zier­garten und Ruinen­teilen — ein unver­ges­sener — Anblick für jeden Besucher-.

Eine Radie­rung von Felix Grüne­wald aus dem Jahre 1829 sowie Zeich­nungen von Ostertag und Lebschee veran­schau­li­chen den Zustand der Ruine vor dem Umbau 1829/30. Gleich­zeitig ließ der Graf zwischen der Ails­bach­tal­brücke im Südwesten der Burg und der Schweinz­mühle einen Land­schafts­garten anlegen, der die Ludwigs­höhle und das Schnei­der­loch sowie die 1833 entdeckte Sophien­höhle mit einbezog. Letz­tere zählt zu den schönsten Tropf­stein­höhlen Deutsch­lands. Hoch über ihr thront auf steilem Fels die roman­ti­sche Kapelle Klaus­stein, deren Lage schon Ludwig Richter 1837 begeisterte.